Schüttler wühlt sich in Paris in Runde drei
Paris (dpa) - Der nimmermüde Rainer Schüttler hat sich auf dem roten Sand von Paris erstmals in die dritte Runde der French Open gewühlt. Der Australian-Open-Finalist gewann gegen den Franzosen Jean-Rene Lisnard mit 4:6, 6:2, 6:4, 6:0 und überstand im fünften Anlauf erstmals die zweite Runde in Roland Garros.
«Es ist schwer, gegen seinen Angstgegner in so einem Hexenkessel zu gewinnen», sagte der Bad Homburger nach dem Match. «Aber ich bin fit für die dritte Runde, egal wer da kommt.» Schüttlers nächster Gegner heißt Wayne Ferreira. Der Südafrikaner, der in Australien erst im Halbfinale an Andre Agassi gescheitert war, bezwang David Ferrer aus Spanien mit 4:6, 6:4, 6:1, 6:3. Im direkten Vergleich mit Schüttler steht es 1:1.
Für die erste Überraschung des Tages sorgte Ashley Harkleroad. Die als amerikanische «Antwort auf Anna Kurnikowa» gehandelte 18-Jährige schaltete bei ihrem Paris-Debüt die an Nummer 9 gesetzte Daniela Hantuchova mit 7:6 (7:2), 4:6, 9:7 aus. Im Viertelfinale von Charleston im April hatte Harkleroad die Slowakin schon einmal bezwungen. Im Herrenfeld musste der erste ehemalige French-Open- Sieger die Koffer packen. Jewgeni Kafelnikow aus Russland, der 1996 das Finale gegen Michael Stich gewonnen hatte, verlor gegen den Brasilianer Flavio Saretta in einem Center-Court-Krimi mit 4:6, 6:3, 0:6, 7:6 (7:0), 4:6. Kafelnikows Landsmann Michail Juschni wurde vom ungarischen Qualifikanten Attila Savolt mit 6:3, 4:6, 7:5, 2:6, 4:6 abserviert.
Im Wissen, dass er gegen Lisnard noch nie gewinnen konnte, begann Schüttler auf dem Court «Suzanne Lenglen» äußert nervös. Er war nicht in der Lage, dem Gegner sein Spiel aufzuzwingen. Überall, wo Schüttler hinspielte, lauerte schon der flinke Franzose mit dem kahl geschorenen Kopf. Der sonst so besonnene Schüttler beschimpfte sich selbst, schmiss seinen Schläger und musste doch nach 52 Minuten den ersten Satz abgeben.
Im zweiten Durchgang fing er sich und nutzte die Unkonzentriertheiten des 23-Jährigen, der mit dem spanischen Stuhlschiedsrichter Diskussionen anzettelte. Der in Paris lebende Franzose wurde am traditionellen Kindertag in Roland Garros von kreischenden und pfeifenden Jugendlichen angetrieben. Schüttler störte der Lärm nicht. Er holte im dritten Satz einen 1:4-Rückstand auf, zwang Lisnard nun zu entscheidenden Fehlern und holte elf Spiele nacheinander - das war der Sieg.
Für Daviscup-Kapitän Patrik Kühnen macht sich die Handschrift von Schüttlers neuem Sandplatz-Coach Hernan Gumy bereits bemerkbar. «Er hat versucht, die Bälle von der Grundlinie aus mehr zu peitschen und mit mehr Kick beim Aufschlag zu spielen.»