Frankfurter Freudentaumel: Bundesliga-Aufstieg perfekt
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Der Trainer drehte Bier-getränkt eine Ehrenrunde, die Spieler tanzten auf dem Rasen ausgelassen wie kleine Kinder und auf der Tribüne stimmte sogar Hessens Ministerpräsident Roland Koch in den grenzenlosen Jubel ein.
Eintracht Frankfurt hat durch ein Last-Minute-Tor von Alexander Schur den fast schon verspielten Aufstieg in die Fußball-Bundesliga doch noch perfekt gemacht. 25 000 Zuschauer im ausverkauften Waldstadion feierten nach dem 6:3 (3:1) gegen Absteiger SSV Reutlingen minutenlang mit Ovationen ihr Team, das von höchster Stelle Anerkennung erhielt. «Beim 3:3 hatte ich die Hoffnung schon aufgegeben. Das ist ein Wunder», meinte Roland Koch.
Jermaine Jones (5.), Ervin Skela (38.) sowie je zwei Mal Alexander Schur (23./90.) und Bakary Diakite (83./90.) sorgten für ein Happy End, nach dem es Mitte der zweiten Halbzeit nicht ausgesehen hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte Reutlingen durch Nico Frommer (6.), Bashiru Gambo (53.) und Patrick Würll (56.) die Eintracht-Führung egalisiert, und in Braunschweig führte der punktgleiche Rivale aus Mainz mit 4:0. «Das ist unglaublich», stammelte der freudetrunkene Eintracht-Vorstandschef Volker Sparmann.
Zum zweiten Mal nach 1998 kostet das Gründungsmitglied der Bundesliga das süße Gefühl des Aufstiegs aus. Vater des Erfolgs ist Trainer Willi Reimann, der trotz bescheidener finanzieller Möglichkeiten eine schlagkräftige Mannschaft aufbaute. Selbst der Weggang des in der Hinrunde überragenden Rolf-Christel Guie-Mien in der Winterpause zum Rivalen SC Freiburg brachte die Eintracht nicht vom Kurs ab. «Dieses Spiel hat wieder einmal gezeigt, dass im Sport alles möglich ist», jubelte der sonst eher zurückhaltende Reimann.
Dabei hatte der Traditionsverein vor Jahresfrist noch dicht am Abgrund gestanden. Erst nachträglich erhielten die Frankfurter von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) die Lizenz und mussten die Zweitliga-Zugehörigkeit später sogar vor Gericht gegen eine Klage der SpVgg Unterhaching verteidigen. Vorstandschef Sparmann, der im Überlebenskampf die entscheidenden Kredite besorgt hatte, setzte danach rigoros den Rotstift an und hat die Eintracht binnen 12 Monaten zu einem solide wirtschaftenden Verein gemacht.
Mit 24 Millionen Euro kalkulieren die Frankfurter die Bundesliga- Saison, die für die Lizenzerteilung notwendigen Nachbesserungen sind laut Sparmann unter Dach und Fach. Sechs Spieler verlassen den Club, der gleichwertigen Ersatz holen will, um im Oberhaus konkurrenzfähig zu sein.
Gesucht wird immer noch ein Betreiber für das neue Waldstadion, das derzeit für die Weltmeisterschaft 2006 umgebaut wird. Immerhin kann die Eintracht Fußball AG einen Vorvertrag mit dem englischen Investor «Stadivario» vorweisen, dessen endgültiges Engagement zusätzliche finanzielle Möglichkeiten brächte. «Ich glaube, die Mannschaft besitzt so viel Herz, dass sie auch in der Bundesliga bestehen kann», prophezeite Hessens Landesvater Roland Koch.
Quelle: sport.de
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