Montag 19. Mai 2003, 14:13 Uhr
Neuneinhalb Jahre im FlowTex-Prozess beantragt
Mannheim (AFP)
Im Prozess um den FlowTex-Betrugsskandal hat die Verteidigung neun Jahre und sechs Monate Haft für den Hauptangeklagten Manfred Schmider beantragt. Bei der Aufklärung eines der größten Wirtschaftsverbrechens in Deutschland müsse die Mitarbeit des 53jährigen Geschäftsmanns Schmider gewürdigt werden, argumentierte Pflichtverteidiger Bernd Kroner in seinem Plädoyer vor dem Landgericht Mannheim. Schmiders Wahlverteidiger Klaus Ulrich Ziegler nannte kein konkretes Strafmaß. Die Staatsanwaltschaft hatte elf Jahre und zehn Monate gefordert. Das Urteil wird für Donnerstag erwartet.
Im Gegensatz zu dem Skandal um den Baulöwen Jürgen Schneider sei in diesem Fall niemand wirklich geschädigt worden, sagte Kroner weiter. Banken, Leasing- und Ratinggesellschaften hätten den strafrechtlich entstandenen Schaden von mehr als zwei Milliarden Euro wegstecken können. Kroner warf Gericht und Staatsanwaltschaft vor, das Gesamtumfeld des Falls nicht genügend zu berücksichtigen.
Ziegler sah Anzeichen, dass die Scheingeschäfte gebilligt worden seien: Schließlich sei dies nur unter Mitwirkung der Finanzbehörden möglich gewesen. "Man wollte und hat mit FlowTex Geld verdient", sagte Ziegler. Schmider sagte in seinem Schlusswort: "Ich bin der Meinung, dass das Gericht und die Staatsanwaltschaft nicht frei in ihrer Entscheidung sind, sondern von Stuttgart gesteuert werden."
Im Dezember 2001 war Schmider zu einer Freiheitsstrafe von zwölf Jahren verurteilt worden. Der Bundesgerichtshof hatte zwar seine Schuld am Betrug in 243 Fällen bestätigt, das Strafmaß aber zur Neuverhandlung an das Landgericht Mannheim zurückverwiesen.
Meiner Meinung ganz schön viel. Dafür das man wegen Totschlags "nur" 10 Jahre hinter Gitter geht. Und es ist nicht wirklich jemand geschädigt worden. Ich fands sogar irgendwie gerissen, wie sie es geschafft haben ohne vorhandenen Maschinen die Abnehmer hinters Licht zu führen