Frankfurt nach Wahsinns-Finale in der Bundesliga
Jubel pur: Zum zweiten Mal schafft Frankfurt den Aufstieg in die Bundesliga
Frankfurt/Main - Der Präsident tanzte auf dem Tisch, die Zuschauer brachten die "Baustelle" Waldstadion beinahe zum Einsturz und die Spieler lagen sich wie kleine Kinder nach der Bescherung in den Armen.
Traditionsklub Eintracht Frankfurt feierte dank eines unglaublichen Endspurts beim 6:3 gegen den SSV Reutlingen die Rückkehr in die Fußball-Bundesliga und somit zum wiederholten Mal ein "Wunder vom Main".
Schur löst Euphorie aus
Nur ein mageres Tor trennte die Frankfurter und den Konkurrenten Mainz 05 am Ende des 34. Spieltages. "Das ist völlig unfassbar. Wir haben uns nie aufgegeben und in den letzten drei Minuten noch mal alles nach vorne geworfen. Wir haben uns heute alle einen Traum erfüllt", meinte Eintrachts Urgestein Alexander Schur.
Der 31-Jährige hatte nicht nur die 2:1-Führung (24.) sondern vor allem den alles entscheidenden Treffer zum 6:3 in der Nachspielzeit erzielt. Auch Trainer Willi Reimann zeigte sich völlig ergriffen von den Ereignissen im mit 25.000 Zuschauern ausverkauften Waldstadion.
Bier-Dusche für Reimann
"Ich kann das alles nicht glauben. Das ist das Größte, was ich als Trainer je erlebt habe. Dieser unglaubliche Spielverlauf, dass war schon ein kleines Wunder", meinte Reimann. Auf dem Rasen des Waldstadions spielten sich nach Schlusspfiff unglaubliche Szenen ab.
Der zum VfL Wolfsburg wechselnde Albert Streit duschte den mit hoch gerissenen Armen durchs weite Rund laufenden Reimann mit einem Zweiliterglas Bier. Die Zuschauer sangen immer wieder "Nie mehr Zweite Liga" und Präsident Peter Fischer heulte nach seinem Jubeltanz vor Freude Rotz und Wasser.
Mainz schon deutlich vorn
"So etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nie erlebt. Ich muss das alles erst mal verarbeiten", meinte Fischer. "Die Emotionen gingen von scheiße bis obergeil", meinte Diakite.
Dabei hatte es die meiste Zeit nicht nach einem Frankfurter Jubelfest ausgesehen. Nach der frühen Führung durch Jemaine Jones (5.) gelang 60 Sekunden später ausgerechnet dem zur Eintracht transferierten Nico Frommer der 1:1-Ausgleich.
Zwar schafften die Gastgeber, die in der Saison 2000/2001 zum zweiten Mal aus der Bundesliga abgestiegen waren, zwischenzeitlich durch Schur (24.) und Ervin Skela (38.) die 3:1-Führung, doch Reutlingens zwei Tore zum 3:3-Ausgleich und die zwischenzeitliche 4:0-Führung der Mainzer gegen Braunschweig bedeuteten eigentlich das Ende aller Aufstiegsträume.
Ministerpräsident Koch: "So ist Fußball"
Aber nur eigentlich. Denn der eingewechselte Bakary Diakite sorgte mit seinen beiden Treffern in den Schlussminuten (83./90.) für neue Hoffnung bei den völlig euphorisierten Anhängern. Gleichzeitig sorgte Braunschweig gegen Mainz durch den 1:4-Anschlusstreffer zum Endstand dafür, dass Eintracht in den verbleibenden drei Minuten ein Treffer zum Aufstieg reichte.
Den besorgte Schur in der 93. Minute, als er am langen Pfosten hochstieg, zum 6:3 einnickte und für unglaubliche Jubelszenen sorgte. 5000 Zuschauer in der Frankfurter Innenstadt lagen sich vor einer Großbildleinwand in den Armen und Hessens Ministerpräsident Roland Koch resümierte: "So ist Fußball, deshalb liebe ich diesen Sport."
Noch kein Vertrag für Reimann
Nach den Feierlichkeiten im Waldstadion fuhr der Eintracht-Bus Richtung Römer, wo sich die Frankfurter Profis feiern ließen wie im vergangenen Jahr die deutsche Nationalmannschaft nach dem Gewinn der Vizeweltmeisterschaft.
In den nächsten Tagen sollen nun die Gespräche mit Erfolgscoach Reimann geführt werden, der kurioserweise für die nächste Spielzeit noch keinen Vertrag hat. "Alle Entscheidungen muss man gut überlegen, aber wenn man was angefangen hat, will man das auch zu Ende führen", sagte Reimann im Premiere-Gespräch.
Die Eintracht plant in den nächsten Spielzeit mit einem Etat von 24 Millionen Euro.
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Deutscher Meister 2020